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Blutdruck im Blick

Bildquelle: udra/istockphoto

Unter Druck?

Stress, lass nach! Dann klappt’s auch mit den gesunden Blutdruckwerten. Wie Ihr Körper den Blutdruck reguliert und was hilft, wenn hohe Werte die Herz-Kreislauf-Gesundheit bedrohen.

Bringen Stress und Hektik Sie immer wieder zielsicher auf 180? Kurzfristig ist das unproblematisch, doch wenn Ihre Blutdruckwerte ständig über 140/90 mmHg liegen, leiden die Blutgefäße und das Herz.

Kennen Sie noch den kleinen Kerl aus der Zigarettenwerbung der 50er- bis 80er-Jahre? Er war ein klassischer Bluthochdruckpatient – schnell gereizt und selbstverständlich Raucher. Tatsächlich zählen Nikotin und emotionaler Stress zu den wichtigsten Ursachen für hohen Blutdruck neben Übergewicht, zu wenig Bewegung und zu viel Alkohol. Dauerhaft erhöhter Blutdruck belastet das Herz, weil es permanent extra kräftig pumpen muss. Die Blutgefäße leiden ebenfalls, da ihre zarten Innenwände nicht für die erhöhte Druckbelastung gemacht sind. Bluthochdruck (Hypertonie) ist daher der Haupt-Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die häufigste Todesursache im Erwachsenenalter.

Systole und Diastole

Ihre Blutdruckwerte geben an, mit wie viel Druck Ihr Herz das Blut durch den Körper pumpt. Die Angabe besteht aus zwei Werten: In jenem Moment, da sich das Herz am stärksten zusammenzieht, erreicht der Blutdruck den höchsten Wert den systolischen Blutdruck. Sobald es wieder erschlafft, um sich erneut mit Blut zu füllen, sinkt der Druck auf den niedrigsten Wert. Er heißt diastolischer Blutdruck. Für Erwachsene gelten folgende Richtwerte:

  • optimaler Blutdruck: unter 120/80 mmHg
  • normaler Blutdruck: alles unter 130/85 mmHg
  • hochnormaler Blutdruck: bis zu 139/89 mmHg
  • erhöhter Blutdruck: dauerhaft höhere Werte als 140/90 mmHg

So messen Sie Ihren Blutdruck richtig

Die Deutsche Hochdruckliga e. V. empfiehlt folgendes Vorgehen: Messen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig morgens und abends. Führen Sie jeweils zwei Messungen im Abstand von mindestens einer Minute durch und notieren Sie die Messergebnisse, um Sie später mit Ihrem Arzt zu besprechen. Was Sie außerdem beachten sollten, damit die Werte stimmen:

  • Manschette an Armumfang anpassen (klein, normal, groß)
  • Arm unbekleidet, auf Tisch liegend, mittlerer Oberarm auf Herzhöhe
  • Validiertes elektronisches Oberarm-Messgerät
  • Füße flach auf den Boden
  • Rückenunterstützung
  • 30 Minuten vorher nicht rauchen, kein Kaffee, keine Nahrung, kein Sport
  • Ruhiges Umfeld
  • Angenehme Temperatur
  • 5 Minuten Ruhe vor der Messung
  • Während und zwischen den Messungen nicht sprechen

Der Blutdruck bleibt allerdings nicht permanent konstant. Er kann sich flexibel an aktuelle Anforderungen anpassen. Strengen wir uns etwa körperlich an, steigt er – schlafen wir, sinkt er. So stellt das System sicher, dass alle Organe jederzeit optimal versorgt werden. Dafür muss der Körper in der Lage sein, die Herzleistung anzupassen und vor allem die Blutgefäße je nach Bedarf enger oder weiter zu stellen. Gesunde und flexible Blutgefäße sind also die Voraussetzung dafür, dass unser Körper den Blutdruck gut regulieren kann. Für die generelle Blutdrucksteuerung sind übrigens die Nieren zuständig, unter anderem mit Hilfe von Hormonen aus der Nebennierenrinde.

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nensuria/istockphoto

Bluthochdruck spürt man nicht

Bereits ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland weist deutlichen Bluthochdruck auf, also Werte über 140/90 mmHg. Und mehr als die Hälfte der restlichen erwachsenen Bevölkerung lebt mit grenzwertigen „hochnormalen“ Messergebnissen. Auch diese Werte sind nicht ungefährlich. Ein erhöhter Blutdruck tut allerdings nicht weh und verursacht zunächst keine Symptome. Deshalb bleibt er oft lange unbemerkt – 30 Prozent der Betroffenen wissen nichts von ihrer Erkrankung. Dennoch kommt es zu Schäden an Gefäßen und am Herz – mit allen gesundheitlichen Risiken. Langjähriger Bluthochdruck kann zu Arteriosklerose, Angina pectoris, koronarer Herzkrankheit, Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz, Schlaganfällen und Herzinfarkten führen.

Aus dem Lot

Wie unbehandelter Bluthochdruck im Körper Schaden anrichtet:

  • Muss das Herz ständig gegen den hohen Druck anpumpen, vergrößert sich häufig die linke Herzhälfte, die irgendwann erschöpft an Kraft verliert. Eine Herzinsuffizienz entsteht.
  • Der hohe Druck verletzt die empfindlichen Innenwände der Adern, das Endothel. Sie werden steif und verkalken schneller – Arteriosklerose ist das Ergebnis.
  • Verkalkte Herzkranzgefäße erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkte.
  • Die winzigen Blutgefäße hinter der Netzhaut der Augen können platzen.
  • Die Durchblutung der feinen Strukturen in den Nieren verschlechtert sich ebenfalls. Um trotzdem noch ausreichend versorgt zu werden, regeln die Nieren dann den Blutdruck weiter hoch. Ein Teufelskreis beginnt, der mit einer lebensbedrohlichen Nierenschwäche enden kann.

Glücklicherweise bekommen 75 Prozent der Betroffenen ihre Blutdruckwerte wieder in den Griff – und so auch die Risiken für das Herz-Kreislauf-System.

Was Experten empfehlen

Damit das klappt, empfiehlt die aktuelle Leitlinie zur Behandlung von Bluthochdruck der „European Society of Hypertension“ (ESH) Patienten dringend Maßnahmen wie Abnehmen, Nichtrauchen, sportliche Betätigung, reduzierten Alkoholkonsum – und vor allem ein gutes Stressmanagement. Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder Atemübungen können dabei helfen! Auch die Relevanz einer ausgewogenen, Pflanzenreichen und salzarmen Ernährung sowie einer erhöhten Kaliumzufuhr betonen die ESH-Experten (mehr dazu siehe Kasten rechts). Bei Blutdruckwerten von 140/90 mmHg und darüber geht es aber definitiv nicht ohne zusätzliche medikamentöse Therapie. In Deutschland zählen vier Medikamenten-Gruppen zu den am häufigsten verordneten Blutdrucksenkern:

  • ACE-Hemmer: beeinflussen die Hormone im Körper, die den Blutdruck steuern, und sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße etwas weiten.
  • Sartane: werden auch als Angiotensin-Rezeptor-Blocker (ARB) bezeichnet und wirken ähnlich wie ACE-Hemmer.
  • Kalziumkanal-Blocker: hemmen den Einstrom von Kalzium in die Zellen, wodurch sich die Blutgefäße weiten.
  • thiazidartige Diuretika/Thiazide: sorgen dafür, dass Patienten mehr Salze und somit auch Wasser ausscheiden. Umgangssprachlich heißen sie „Wassertabletten“.

Welches Medikament für Sie am besten geeignet ist, hängt davon ab, wie gut Sie es vertragen. Die verschiedenen Wirkstoffe können auch kombiniert zum Einsatz kommen. Etwaige Begleiterkrankungen spielen ebenfalls eine Rolle, bei Herz Erkrankungen bieten sich etwa auch Betablocker an. Hilflos ausgeliefert ist dem Bluthochdruck glücklicherweise niemand. Es kommt nur darauf an, ihn rechtzeitig zu entdecken. Also besorgen Sie sich ein Blutdruck-Messgerät: Denn auch wenn Sie erhöhten Blutdruck nicht spüren – messen können Sie ihn!

So gelingt die herzgesunde Ernährung

Die Deutsche Herzstiftung e. V. empfiehlt die traditionelle Mittelmeerküche, die sogenannte mediterrane Ernährungsweise, zur Vorbeugung und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Folgende Lebensmittel sollten also Ihren Speiseplan bestimmen:

  • viel Gemüse, Obst, Salat und Hülsenfrüchte
  • ballaststoffreiche Vollkornprodukte und Nüsse
  • Milchprodukte
  • wenig Fleisch und Wurst, stattdessen ein- bis zweimal pro Woche Fisch
  • hochwertige pflanzliche Öle, vor allem Olivenöl
  • pro Tag etwa anderthalb bis zwei Liter Flüssigkeit, möglichst Leitungs- oder Mineralwasser, ungesüßte Früchte- und Kräutertees oder verdünnte Fruchtsäfte

 

Behalten Sie außerdem die Versorgung mit einigen Mikronährstoffen im Auge: So spielen die Mineralstoffe Kalium und Magnesium eine zentrale Rolle für Erregung des Herzens und die Regulation des Blutdrucks. Verschiedene Polyphenole aus pflanzlichen Lebensmitteln können etwa Entzündungen in den Blutgefäßen minimieren. Und der Botenstoff Spermidin (steckt u. a. in Parmesan und Weizenkeimen) könnte laut ersten Studienergebnissen dazu beitragen, die Herzzellen lange fit und leistungsfähig zu halten.

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